Montag, 12. Juli 2010

Hanna Winter - Die Spur der Kinder

Hanna Winter – Die Spur der Kinder – Thriller – Vox Top-Thriller

Hanna Winter hat hier einen Thriller geschrieben, der von Anfang bis Ende so spannend ist, dass ich mehrmals vor soviel Grausamkeiten das Buch weglegen musste. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob dieser Thriller, der wirklich ein Top-Thriller ist, aus eigener Erfahrung zu Papier gebracht wurde oder ob die Inspiration und Vorstellungskraft dazu geführt hat. Selbst das Cover, eindrucksvoll gestaltet, lässt den Gedanken zu, dass düstere Gedanken eine große Rolle gespielt haben müssen.

Weisse Lilien, Rasierklingen, Kinder die immer wieder verschwinden und nicht mehr auftauchen, Geheimnisse, Erpressungen, Menschen die einfach verschwinden, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Harmlose Angler, die mit diesen grausamen Taten in Berührung kommen,. Ein alter Mann aus dem Seniorenheim, der verbotenerweise Bonbons an die Kita-Kinder verteilt, ein weisser Lieferwagen, der immer ins Fadenkreuz der Ermittlungen führt.

Eine Polizeibeamtin, die alles falsch macht, was es falsch zu machen gibt, die falschen Leute verdächtigt, dafür sorgt, dass ihr Kollege suspendiert wird und das alles nur, um eine Beförderung zu bekommen. So können die richtigen Schuldigen lange Zeit nicht gefasst werden. Und Fiona Seeberg, die zum Schluss erfahren muss, was wirklich mit ihrer Tochter passiert ist.

Wunderbar, für mich als Krimi- und Thriller-Fan genial. Für diesen Thriller, von Vox als Top-Thriller bezeichnet, muss Hanna Winter nicht nur auf die Bestenliste nein, ihr gebürt auf jeden Fall ein Buchpreis. Wenn ich einen vergeben dürfte, sie würde einen Preis von mir erhalten.

Einfach top.

Für alle die jetzt Lust haben, einmal in die Leseprobe zu schauen, findet diese auf der Seite von http://www.vorablesen.de/. Herausgegeben wurde dieser Top-Thriller beim Ullstein-Taschenbuch-Verlag. Dort finden sich auch weitere Informationen zur Schriftstellerin Hanna Winter.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Wiebke Lorenz - Allerliebste Schwester

Allerliebste Schwester von Wiebke Lorenz.

Ein wunderbarer Roman über das Leben und die Liebe von Zwillingsschwestern, das dramatischer nicht sein konnte.

Anfang - Seite 56

Eine junge Frau, Eva, steht gedankenverloren am Fenster, lässt alles Revue passieren. Sie denkt an den März, als sie noch schwanger war, bevor sie ihren Sohn Lukas verlor, wie es früher war. An ihre Schwester Marlene, die vor fast genau 3 Jahren Selbstmord auf dem Bahnsteig der U3 der Hoheluftbrücke begangen haben soll. Marlene, die vor ihr mit Tobias verheiratet war und den sie knapp 1 Jahr nach dem Tod von Marlene geheiratet hat.

Eva, sie lag zum gleichen Zeitpunkt mal wieder mit irgendeinem fremden Mann im Bett und hörte nicht, dass Marlene noch in dieser Nacht mit ihr sprechen wollte. Ihr Handy war aus. Tobias, der angeblich geschlafen haben soll, nichts mitbekommen haben will.

Dazu noch die übertriebene Fürsorge und die Fragen von Tobias, die sie als Bevormundung sieht, weil sie das Gefühl hat sich rechtfertigen zu müssen, der sogar die Polizei rufen will, nur weil sie mal kurz weggeht, heimlich raucht und 2 Kreuze tätowieren lässt und er nicht weiss, wo sie ist. Worüber sie nicht reden kann oder will ist, dass ihr Marlene immer wieder erscheint und mit ihr redet. Gibt es das? Oder ist es Einbildung?

Was ist mit Eva, kommt sie irgendwann zur Ruhe? Ist das mit Marlene, dem Tod ihres Sohnes und ihr Leben eine einzige Farce? Wird sie jemals wieder lachen und unbeschwert sein können?

57 – 112

Weihnachten, ein Fest der Familie, für Eva ein einfaches Muss. Eltern und Schwiegereltern zu Besuch, die über alles reden, nur nicht über Lukas ihren Sohn, wie es ihr geht. Nur dass sie zu dünn geworden wäre. Eva lauscht und geht irgenwann eine Zigarette aus ihrer Jacke holen, obwohl sie eigentlich aufgehört hatte zu rauchen. Sie lacht und lacht und zieht die Tischdecke vom Tisch, lacht immer weiter. Tobias der sie am Arm packt und mit roher Gewalt ins Bett bringen will, ihr die Zigaretten verbietend.

Bevormundet von ihrem Mann, der ihr unterstellt, ein wenig verwirrt zu sein, die Mutter, die entsetzt fragt, was denn mit ihr los sei, der Schwiegervater, der ihr ein Beruhigungsmittel geben will. Der Schwiegervater, ausgerechnet Chefarzt der Neurologie des Universitäts-klinikums, und von Tobias verlangt, er solle für seine Frau entscheiden.

Was wollen eigentlich alle von ihr? Was haben der Schwiegervater und Tobias für ein Geheimnis? Jedenfalls denkt Eva dies. Jedenfalls muss sie alles versuchen um nicht in einer Besserungsanstalt zu landen. Sie versucht ruhiger zu werden und schafft das auch. Tobias, der sogar solange bei ihr im Schlafzimmer um genau festzustellen, dass sie auch brav ins Bett geht. Doch sobald sie alleine ist, denkt sie über das Buch des Fremden nach, von Simon, bei dem sie ein Gefühl erlebte, dass sie früher einmal empfand. Wer ist dieser Simon, der Marlene kannte, sie mit ihr verwechselte und das Buch mit der Handynummer an sie gab.

Sie schickt diesem Mann für ein Treffen eine SMS und schafft es auch, ihren Kontrollfreak von Mann zu täuschen. Sie trifft sich heimlich mit Simon. Dann ist da noch der Geburtstag ihrer Mutter in ihrem Heimatort, sie will nicht hin und fährt doch. Sie will sich hinlegen, doch überall begegnet ihr Marlene, die Erinnerungen an sich und ihre Schwester, wie es früher einmal war. Was kann eine Frau noch alles verkraften?

163 – 210

Eine Frau wie Eva, die körperlich nicht mehr ist wie früher, von ihrem Mann bevormundet, dem sie immer wieder Rechenschaft ablegen soll, der ein richtiger Kontrollfreak ist und mit Hilfe seines Vaters eine durchgeknallte Aktion von Eva nutzt, um sie in eine Klinik einweisen zu lassen, nachdem sie mit Gabriele der Buchhändlerin, bei der sie arbeitet, ein Wochenende erschwindelt und bei Simon landet, mit dem sie über Marlene, deren Beziehung zu Simon redet.

Doch Tobias kommt dahinter und wartet auf seine Frau. Er schlägt sie, doch diesmal wehrt sie sich. Wieder ist Marlene da und gibt ihr Anweisungen. Sie nimmt den Golfschläger und schlägt alles kurz und klein und landet in der Klinik, aus der der Schwiegervater und Tobias sie wieder abholen, obwohl sie die Möglichkeit hat auch dort zu bleiben. Aber sie geht mit und wird unter Zwang vom Schwiegervater und ihres Mannes mit Tabletten vollgestopft.

Was soll eine Frau eigentlich noch ertragen, die früher einmal ein lebenslustiger Mensch war, ganz anders als ihre Schwester. Aber immer wieder Marlene, die mit ihr spricht, obwohl sie tod ist. Was ist das? Wieso ist das?

211 – Ende

Eigentlich ist die Beziehung zu Tobias wieder einigermaßen in Ordnung, doch dann bemerkt Eva, das sie schwanger ist und Kind garantiert nicht von Tobias sein kann. Sie setzt heimlich die Pillen ab, ist etwas fülliger geworden, steht ihr gut. Und nach 3 Wochen der Heimlichkeiten mit den Pillen wartet sie bis Tobias mal wieder eine Wochendschicht in seiner Firma macht. Dann geht sie plötzlich zu Simon, obwohl es ihr Angst macht. Tobias hatte die Telefonnummer gefunden und nach seiner Frau gefragt. Das hatte sie Simon verheimlicht. Wie wird er reagieren? Aber sie geht trotz aller bedenken zu ihm.

Simon und Eva sprechen miteinander und Eva erfährt einiges von Simon, dass ihr nicht richtig erscheint. Aber Marlene ist diesmal nicht da, sie ist schon lange nicht mehr da. Eva ist erschüttert als sie die ganze Wahrheit hört und auch als sie erfährt, dass Marlene sich von Tobias trennen wollte. Wieso? Tobias hat nur gesagt, er hätte geschlafen zum Zeitpunkt des Todes von Marlene. Sie geht und fährt mit ihrem Auto, das sie auch von Marlene übernommen hat, genauso wie den Ehemann, ihren Job, ihr Leben. Sie will nach München und alles hinter sich lassen, überlegt aber kurz, ob sie Tobias zur Rede stellen soll. Doch Eva fährt weg, alles hinter sich lassend. Ich würde dies auch so machen, denn das was Eva alles durchleben musste, ist für keinen Menschen zu ertragen.

Nun verstehe ich auch den Vers von Antoine De Saint-Exupéry, der am Anfang des Buches zu lesen war.

Und wenn du dich getröstet hast (man tröstet sich immer),
wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.


Epilog

Am Ende spricht Marlene, die ihrer Schwester in Kindertagen immer vorgelesen oder mit Eva gespielt hat, die immer besser behandelt wurde als Eva, die vom Vater verprügelt wurde, vor dem sie immer wegliefen. Marlene als Schutz für ihre Schwester, für die sie überwiegend da war, vor Tobias weggelaufen, weil sie mitbekam, das Tobias eine Affäre mit ihrer eigenen Schwester hatte, vor Simon, der sie nicht mit nach Chicago mitnehmen wollte, weil ihm eine einzige Nacht nicht ausreichte um eine Beziehung einzugehen mit Marlene, die er nicht liebte. Als sie in der Nacht ihres Todes noch versuchte, Eva anzurufen und von Tobias, der ihr gefolgt war und sie von der Brücke stürzte anstatt wie behauptet im Bett gelegen und nichts mitbekommen zu haben.

Wiebke Lorenz hat einen wahrhaft schönen Roman über alle Widrigkeiten zu Papier gebracht, der mich wirklich überraschte. Ein wunderbarer Roman.